Samstag, 29. Juni: Veloverlad ab 06:30 Uhr – so steht es im Programm geschrieben. Erstaunlich ist es, dass um diese Zeit bereits drei Viertel der 22 Teilnehmer vor Ort sind. Die ungeschriebene Regel besagt, dass der zuletzt Eintreffende zum Berichterstatter ernannt wird. Die Situation zeigt, wie populär dieses Amt ist – getroffen hat es demnach einen der beiden Mitunterzeichner des Berichtes. Die gute halbe Stunde Reserve bis zur Zugsabfahrt wurde am Ende benötigt, um alle Velos auf den etwas knapp dimensionierten Transportanhänger zu verladen.

Die zweitägige Route bleibt traditionsgemäss unter Verschluss. Aufgrund der Vorabinformationen erahnen wir einzig, dass es in den süddeutschen Raum gehen soll. Das SBB-Rollmaterial führt uns via Winterthur, Schaffhausen, Singen (D) bis nach Engen (D). Dort angekommen sind die Fahrräder bereits abgeladen vom Anhänger. Kaffee und Gipfeli organisiert durch die umsichtige Reiseleitung stehen zur Stärkung bereit. So starten wir um 09.30 Uhr zum Abenteuer mit der einzigen Unsicherheit – der Wetterentwicklung.


Der Weg führt über Nebenstrassen immer leicht ansteigend bis zur Skihütte Wittoh 865 MüM, was doch einige Schweisstropfen kostet. Anzumerken ist, dass von den 22 Velos noch deren acht nicht elektrifiziert sind.


Nach Tuttlingen biegen wir in den berühmten Donau Radweg ein. Die Donau ist hier noch ein kleiner Fluss in malerischer Landschaft. In Fridingen stehen im Restaurant „Scharfeck“ für uns zwei grosse Tische bereit. Das Servieren der vorbestellten Menüs braucht mehr Zeit als von der Reiseleitung budgetiert. Dies weil nicht mehr jeder weiss, was er vorbestellt hatte. Das Handy des OK‘s schaffte (leider zu spät) Klarheit, welches Essen zu welcher Person gepasst hätte.


Gut verpflegt rollen wir weiter flussabwärts durch Wälder, Wiesen und immer wieder nah der Donau entlang. Kurz nach dem imposanten Benediktinerkloster Beuron gibt es einen durch die Teilnehmer erzwungenen Zwischenhalt, um den unsäglichen Durst zu stillen. Auf der weiteren Fahrt kommt es leider zu einer Streifkollision zwischen zwei Teammitgliedern. Der unausweichliche Sturz von einem Fahrer erfordert den Einsatz unseres zuverlässigen Begleitfahrzeuges. Der Unglückliche wird abgeholt und direkt ins Hotel gefahren, damit er sich erholen und am Sonntag wieder mitradeln kann. Er ist es dann auch, welchem am Sonntagabend der „Pechvogelpreis“ überreicht wird.

Die hohen Temperaturen zwingen uns zu einem letzten Halt kurz vor dem Ziel. Nach gut 70 Kilometern folgt eine erneute kurze Pause. Von hier ist es ein Leichtes, die 78 km Etappe mit 870 Höhenmetern des heutigen Tages in Sigmaringen zu vollenden.
Unkompliziert erfolgt im Garnihotel Jägerhof die Zimmerzuteilung durch die Organisatoren. Die sehr willkommene Dusche erfrischt alle, sodass wir bereit sind für den Achtelfinal Schweiz-Italien. Kritiker werden anmerken, dass es schade ist, dass wir den Fussballmatch nirgends live sehen können. Das zur Matchzeit servierte Abendessend am Ufer der Donau begeistert dennoch und der Kellner tickert uns laufend das Resultat und gratuliert der Schweiz zum erreichten Viertelfinal.

Nach dem Essen verteilen sich die Radler in Stadtfestbesucher- und Frühschläfergruppen. Es scheint, dass alle genügend Schlaf bekommen, denn um 7.30 Uhr ist das Frühstücksbuffet innert Minuten kannibalisiert. Gut gestärkt und noch besser gelaunt trotzen wir den wenigen Regentropfen just zur Abfahrtszeit. Offensichtlich ist Petrus beeindruckt von unserem Optimismus und es bis zum Mittagessen trocken.


Mit einem Vorsprung von 45 Minuten auf die Marschtabelle erreichen wir den Landgasthof Engel in Owingen. Die sichtlich geforderte Wirtin provoziert, dass ein eifriger Männerriegler sie beim Getränkeservice unterstützt. Auch der Präsident leistet seinen aktiven Beitrag, indem er nach dem Essen das Geschirr abräumt. Erstaunlicherweise versöhnt sich am Ende sogar der Zyniker auf dem schnellen E-Bike mit der Engelswirtin. Den Vorsprung auf die Marschtabelle haben wir allerdings eingebüsst, was unseren Vorfahrer dazu bewegt, ein zügiges Tempo nach Überlingen und Meersburg entlang des Bodensees anzuschlagen.
Die Tempoverschärfung zahlt sich aus. Unsere Fahrzeuge und wir sind just auf der Fähre von Meersburg nach Konstanz als es sturmartig zu regnen beginnt. Wenn Engel reisen… Angekommen in Konstanz regnet es nicht mehr und wir durchqueren Konstanz zum Verladeort auf Schweizer Seite ohne nass zu werden. Die 77 Kilometer sind geschafft.

Im Biergarten beim Bahnhof Konstanz überbrücken wir die Zeit, bis der Zug losfährt. Ein unermüdliches Dreier-Team (alles Elektrische) bevorzugt es, die zusätzlichen knapp 40 km auf dem Velo zurückzulegen und ist prompt vor uns am Ziel. Um 18:30 Uhr sind alle wieder in Elgg vereint und stossen mit dem gespendeten Bier auf ein fantastisches Wochenende an.
Ein riesiges Dankeschön gilt den zwei versierten und kompetenten Organisatoren Dominik Raschle und Dani Sager sowie unserem hervorragenden Fahrer des Begleitfahrzeuges Niklaus Bolt.
Text: Philippe Fankhauser und Christian Stahel, Bilder: Männerriege Elgg