Aktive Männerriege

Männerriege inside: Präsident Erwin Lutz im Verhör

Neunter & letzter Teil der Interviews von Turnleitern und Vorstandsmitgliedern der Männerriege

Wie alt bist du und wie sehen die Familienverhältnisse aus?
Ich bin 60 Jahre alt, seit 1994 verheiratet mit Sonja, kinderlos.

Was machst du beruflich?
Im 1977 erlernte ich den Beruf des Elektromonteurs in einer kleinen Elektrofirma in Winterthur-Seen. Nach der Lehre hatte ich den Wunsch auf Auslandmontagen zu gehen. Im Vordergrund standen Grossbauprojekte im Iran und Irak. Infolge einer Geschäftsübernahme bei meinem damaligen Arbeitgeber, musste ich meinen Wunsch verschieben. Im 1984 wechselte ich zur Maschinenfabrik Rieter und war einige Jahre als Auslandmonteur unterwegs, u.a. auch 6 Monate in den USA. Seit 1987 bin ich bei der Kantonspolizei Zürich und habe eine klassische Polizeilaufbahn durchlaufen. Bereitschaftsdienst, Sekretär bei der damaligen Bezirksanwaltschaft Winterthur (heute Staatsanwaltschaft), Verkehrspolizei, Stationsdienst in Turbenthal, Kriminalpolizei mit Schwerpunkt Drogendelikte und seit 2017 arbeite ich als Sachbearbeiter im Polizeiposten Turbenthal.

Was macht für dich der Polizeiberuf aus?
Es ist die Vielseitigkeit, die der Polizeiberuf mit sich bringt. Jeder Tag ist anders und du hast es mit allen Schichten unserer Gesellschaft zu tun, sei es Beschuldigte, Geschädigte oder Auskunftspersonen. Ich habe in meiner langen Polizeilaufbahn viele tragische Momente erlebt, die mich tief berührten. Belastende Ereignisse konnte ich jedoch immer gut verarbeiten, vermutlich weil ich als Ausgleich die körperliche Bewegung suchte, um den physischen und psychischen Stresslevel zu senken – das war eines meiner Ventile.

Und als Vereinsmensch war ich bzw. bin ich immer noch in verschiedenen Vorständen und auch in diversen Ok’s tätig. Diese Arbeiten nahmen oft sehr viel Zeit in Anspruch, dass ein Nachdenken/Nachtrauern keinen Platz in mir fand.

Du warst doch ein Militärfreak. Weshalb bist du nicht Berufsmilitarist geworden?Militärfreak ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt. Als Bueb hatte ich jeweils Freude, wenn Soldaten in Elgg stationiert waren. Da gab es immer Schweizer Armee Biscuit oder Armee Schoggi. Mit der höchsten Aushebungspunktzahl des Tages wurde ich als Grenadier ausgehoben. Es folgten RS, UOS und OS. Für mich war das Militär eine vom Bund finanzierte Lebensschule für junge Erwachsene. Ich wollte damals in die Instruktion (Berufsoffizier), jedoch hatte ich dazu nicht die schulische Voraussetzung (Gymnasium bzw. Matur). Und so habe ich mich dann halt bei der Kantonspolizei Zürich beworben.

Was würdest du jungen Erwachsenen auf den Weg mitgeben?
Habe immer ein Ziel vor Augen und sobald du das Ziel erreicht hast, setze ein neues Ziel. Dies gilt nicht nur für junge Erwachsene, sondern kann und sollte in jedem Lebensabschnitt angewendet werden.

Du bist ein waschechter Elgger-Maa. Weshalb bist du nie weggezogen?
Ich hatte nie den Wunsch von Elgg wegzuziehen. Ich bin hier geboren und habe hier meine Jugend verbracht. Danach war ich lange Zeit im Militär und oft im Ausland. In meinem Elternhaus bewohnte ich eine 1-Zimmerwohnung und konnte dadurch die Annehmlichkeiten eines Junggesellen geniessen. Zudem ist Elgg ein wunderschönes Landstädtchen im Eulachtal. Später habe ich Sonja kennengelernt und geheiratet und zusammen haben wir eine schöne Eigentumswohnung kaufen können.

Aha, vielleicht bin ich auch wegen des Aschermittwochs in Elgg geblieben. Als ehemaliger Äschlihauptmann ist man fast verpflichtet dazu.

Wann hast du mit dem Turnen angefangen?
Meine Turnerkarriere startete ich 1968 als 7-jähriger in die Jugi Elgg. Mit 9 Jahren kam das Kunstturnen dazu. Damals leitete Fritz Merz (Vater von unserem Turnleiter Albert) das Kunstturnen und am Mittwoch- und Samstagnachmittag war auch noch Training in Winterthur angesagt. Meine kunstturnerischen Leistungen waren jedoch eher mässig und ich schaffte es nur bis zum K3 oder K4.  Mit 12 Jahren war dann Schluss mit Kunstturnen und ich fing mit dem Faustballspielen an, welches damals in der Männerriege gespielt wurde. Im 1989 wurde das Faustballspielen von der MRE losgelöst und ist heute ein eigenständiger Verein. Ich bin dem Turnen und dem Faustballspielen in Elgg bis heute treu geblieben, obschon mich andere Vereine gern abgeworben hätten (Faustball = Alte Sektion Zürich / Leichtathletik = LVW).

Ich war damals ein ‚halbfertiger‘ Leichtathlet und/oder Faustballer. Heute würde ich sagen, weniger wäre vielleicht mehr gewesen.

An welche turnerischen Leistungen kannst du dich noch erinnern?
Da gibt es unzählige Episoden. Turnen und Faustballspielen war meine Passion. Jedes Wochenende irgendwo auf einem Spiel- Turn- oder Festplatz zu stehen und danach im Festzelt mit Gleichgesinnten bei einem oder auch mehreren Bieren zu feiern, war zu jener Zeit einfach ‚himmlisch‘. Wenn ich wieder mal den Turnbändel mit den verschiedenen Kreuzchen anschaue, dann kommen so nach und nach die Erinnerungen zum Schwelgen hoch.  

Welches ist deine Bestmarke im Weitsprung?
Ich bin zwei Mal in meiner Karriere 6.49 m gesprungen. Auf unserer Homepage habe ich vor kurzem lesen können, dass meine Weite durch Severin Wülser anlässlich der RMS in Trüllikon im 2019 egalisiert worden war. Bravo Sevi. 

Wie bereits schon angedeutet, warst du Präsident von diversen Vereinen und OK-Mitglied zahlreicher Anlässe. Was hat dich gereizt oder bewogen, solche Jobs anzunehmen?
Eigentlich wollte ich nie ein Präsidium übernehmen. Aber es kam halt anders als man denkt oder sich wünscht. Nach der Gründung der Faustballriege Elgg – heute Faustball Elgg, übernahm ich 1992 dessen Präsidium, welches ich in der Folge 12 Jahre leitete. Es war eine sehr intensive Zeit, weil jedes Jahr das Eulachturnier, die Weltklasse Elgg und weitere Anlässe organisiert werden mussten. Als Höhepunkt organisierten wir in Elgg unter anderem die Jugend-EM 97 und die Faustball WM 99.

Im Sommer 2017 wolltest du die SRF-Sendung Donnschtig-Jass nach Elgg holen. Weshalb hast du dich dafür eingesetzt?
Ich wollte das Landstädtchen Elgg der Schweiz präsentieren. Die Austragung auf dem Lindenplatz, mit dem Gemeindehaus und der reformierten Kirche im Hintergrund hätte eine super Kulisse abgegeben. Die Organisation war kurz und daher sehr zeitintensiv. Wir waren voller Zuversicht, dass wir in Saas Fee gegen die Gemeinde Oberrieden/ZH gewinnen werden. Leider hat es nicht geklappt, zumal die Jasser aus Oberrieden einen fantastischen Lauf hatten. Ausser Spesen nichts gewesen. Aber es hat viel Spass gemacht. 

Du bist eine sehr aktive Person. Woher holst du die Energie?
Das weiss ich auch nicht immer so genau. Es ist eine Vielzahl von Quellen, die vermutlich unbewusst angezapft werden. Wichtig ist, dass die beruflichen und privaten Komponenten stimmen. Wenn Harmonie herrscht ist man viel leistungsfähiger.

Seit wann bist du in der Männerriege?
Ich bin seit dem Jahr 2000 in der Männerriege. Seit 2012 bin ich Turnleiter und seit zwei Jahren auch noch deren Präsident.

Seit dem 16. März 2020 befindet sich ganz Europa infolge der Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand. Wie gehst du mit dieser Situation um?
Schwierig, schwierig. Ehrlich gesagt, es ‚scheisst‘ mich langsam an. Immer wieder kommen neue Anweisungen seitens Bund oder Kanton. Aber ein Rezept gegen den Virus, habe ich nicht, sonst wäre ich Millionär. Wir müssen uns an die Schutzmassnahmen halten und ich hoffe, dass wir uns impfen lassen können, sodass wir im Sommer 2021 zur Normalität übergehen können.

Wie hältst du dich im Lockdown fit?
Meine Fitness geht so langsam den Bach runter. Ehrlich gesagt, mache ich im Moment zu wenig, obschon man Zeit dazu hätte.

Findet die GV der Männerriege Elgg am 5. März 2021 statt?
Nein, eine physische Generalversammlung wie bis anhin wird es nicht geben. Auch nicht eine virtuelle GV. Im Moment bin ich am Ausarbeiten einer schriftlichen Abstimmung.

Was machst du in deiner Freizeit?
Ich gehe seit über 30 Jahre Pilze suchen und bin aktiv im Pilzverein Elgg und Umgebung und war auch 12 Jahre deren Präsident. Des Weiteren gehe ich gerne wandern und geniesse die schöne Natur in der Schweiz.

Du hast schon fast die ganze Welt gesehen. Welches Land / Gegend würdest du noch gerne bereisen?
Ja, das stimmt. Sonja und ich habe schon sehr viel von der Welt gesehen. Am schönsten hat es mir am vierwöchigen Südpol-Trip mit Thomas Bucheli und Claude Nicollier gefallen. Falls nach meiner Pensionierung noch etwas Kleingeld übrig bleibt, möchte ich nochmals gerne dorthin reisen. Übrigens war Jaki Eppelsheimer damals auf dem gleichen Schiff. Aber auch auf den Spitzbergen hat es mir sehr gut gefallen. Wir waren damals nur 700 km vom Nordpol entfernt. Und dann natürlich die Südsee. Wenn ich ein Globetrotter wäre, würde ich nach Bora Bora oder Morena auswandern. Aber keine Angst, ich bleibe in Elgg.

Wie findest du die neue Homepage der Elgger Turnerfamilie?
Ich finde die Homepage echt gut. Mit der Zeit wird es vermutlich schon noch einige Anpassungen geben. Die digitalen Medien leben jedoch nur von aktiven und zeitnahen Beiträgen. Deshalb ist es wichtig, dass sich viele Turnerinnen und Turner für eine gelebte Elgger Turner Homepage mit einem Bericht, einer Filmsequenz etc. einsetzen. Also lieber Leser, liebe Leserin, teilt eure Ideen, euer Erlebnis etc. mit uns mit einem kleinen Beitrag.

Was macht dich glücklich?
Das A und O ist eine gute Gesundheit. Mit Freunden zusammensitzen, einen Jass klopfen, ein feines Essen mit einem guten Wein, Steinpilze und Morcheln finden und Tiere in der freien Natur beobachten.

Was möchtest du den Lesern noch gerne mitteilen?
Engagiert euch in der Gesellschaft – wenn es geht auch ohne Entschädigung. Geht aktiv und mit positiver Energie durchs Leben. Bereichert euren Horizont auf irgendeine Weise.

Danke und Schluss. Ende der Verhöre.

Text & Bilder: Erwin Lutz