Am 10. Juli 2020 weiss ich ausnahmsweise, dass Freitag und nicht Dienstag ist, denn es steht, auch wenn gefühlt zu früh, etwas Besonderes auf dem Programm. Noch bevor wir uns am Trainingsweekend ausgepowert, am GymCup einen ersten Sonnenbrand geholt oder glorreiche Leistungen an einem Turnfest gefeiert haben, steht bereits das Sommerschlussturnen auf dem Programm. Nach einer viel zu langen Massephase und viel zu vielen einsamen Stunden auf dem Velo können die Turner beweisen, zu was sie fähig sind.
Um 19:00 Uhr treffen sich die Turner auf dem Lindenplatz. Jeder Turner muss ein Velo und zwei Holzschitli mitbringen. Während die kräftigsten Turner sich ein Wettrüsten mit den grössten Holzschittli liefern, sind andere Turner auf die Unter-stützung eines Elektromotörchens angewiesen. Schnell wird klar, dass das Ziel UNSER Hausberg, der Schauenberg, ist.
Ob sich einige Turner mit Ihren Holzschitli übernommen haben, wird sich zeigen. Zum Glück gehört der Weg nach oben nicht zum Wettkampf. Daher kann dieser und das schöne Wetter von allen Turnern genossen werden. Trotz gemütlichem Radeln sind deutliche Schweissspuren in den Gesichtern der Turner und um die Ränder der Rucksäcke zu sehen. Die Turner mit Elektromotörchen am Velo schätzen ihre Unterstützung, schaffen es entspannter, aber nicht schneller als die meisten Turner mit richtigen Velos auf den Schauenberg. Oben angekommen, fehlt jedoch die Hälfte des Holzes. Nicht etwa weil das Holz verloren ging, viel eher weil das Holz beim Hochfahren nicht leichter wird und der Turner mit dem meisten Holz mit ein wenig Verzögerung auf dem Gipfel ankommt. Nach dem ersten Gipfelbier und einer kurzen Verschnaufpause geht bereits der Wettkampf los. Die Velofahrt auf den Schaupi erweist sich als gutes Aufwärmen, damit sich beim Quiz mit Fragen, wie zum Beispiel: «Wie viele Jahre Turnerfahrung haben alle aktiven Turner zusammen?» und Fragen zur Höhe des Schauenberges keinen Turner verletzte. Die Turner mit mehr Bizeps als Hirnmasse können Punkte mit einem Kinderspiel wettmachen. Mit 5 Versuchen die Kugel am Seil in das Loch zu bringen können weitere entscheidende Punkte erzielt werden.
Während das Rechnungsbüro fleissig auswertet, wird auf dem Schaupi das mitgebrachte Holz verheizt und auf einer schönen Glut grilliert. Beim diesjährigen Sommerschluss-turnen muss man nicht nur schön und schlau sein. Ein Feingefühl mit Kinderspiel-sachen ist ebenso entscheidend. Mit dieser Erfahrung kann Adrian Ott das Sommerschlussturnen für sich entscheiden. Unter tosendem Applaus nimmt er den heissbegehrten Zinnhumpen entgegen. Die aufziehenden grauen Wolken auf dem Schaupi beunruhigen die Turner nicht. Die gemütliche Atmosphäre ums Feuer wird bis zum ersten Regentropfen genossen. Ein Herunterfahren in strömendem Regen ist somit garantiert. Mit nassen Socken wird bei Achmed im Elggerhof auf den ruhmreichen Sieg von Adrian Ott angestossen.
Ein grosser Dank geht an den Organisator Dominik Raschle, der nach dem dritten Mal anstossen auf seinen 40. Geburtstag bereits 120 Jahre alt sein müsste, sich aber trotzdem noch gut hält.
Text und Bild von Kaspar Oppliger