Turnleiter Andi Steinemann
Wie alt bist du und wie sehen die Familienverhältnisse aus?
Ich wurde im Dezember 48 Jahre alt, bin verheiratet und habe zwei Töchter im Schulalter.
Welchen Beruf hast du erlernt und was machst du heute?
Anschliessend an meine Schulzeit an der Sekundarschule in Elgg erlernte ich den Beruf des Lastwagenmechanikers (heute Mechatroniker) in der LARAG in Wil. Während der Lehrzeit wurde mir klar, dass dies für mich kein Beruf auf Lebenszeit ist, trotzdem habe ich anschliessend noch vier Jahre auf dem Beruf gearbeitet. Heute arbeite ich als Schulsozialarbeiter an den Schulen Hagenbuch und Elgg.
Weshalb bist du Sozialarbeiter geworden?
Durch das Turnen und meinen Vereinsaktivitäten im Allgemeinen sowie dem etwas längeren Militärdienst wurde mir klarer, dass ich sehr gerne mit Menschen zusammenarbeite. Ich war und bin sehr daran interessiert, Menschen, Familien und Organisationen da abzuholen, wo sie in ihrem Leben stehen und bei Bedarf eine Unterstützung oder Impuls zur Weiterentwicklung in eine andere Richtung zu geben. Dies bereitet mir auch nach 23 Jahren noch immer Freude und Befriedigung.
Was versteht man unter Schulsozialarbeit?
Im Kanton Zürich muss jede Schulgemeinde seit 2006 ein niederschwelliges (leicht erreichbares) Beratungsangebot für Schüler und Familien anbieten. Das Primärmandat ist im Kindes- und Familienschutz angelegt. Soziale, körperliche und Psychoemotionale Problemstellungen und Konflikte sollen möglichst frühzeitig erkannt, begleitet oder an entsprechende Fachstellen weiter triagiert werden. Sekundär unterstützt die Schulsozialarbeit die Schulen und Gemeinden in der Bewältigung der oben genannten gesellschaftlichen Phänomene. Daraus ergeben sich vier Aufgabenfelder in der Schulsozialarbeit: Begleitung, Frühintervention, Prävention und Intervention (auch Krisen).
Als Schulsozialarbeiter wirst du unweigerlich auch mit der Drogenproblematik in der Schule konfrontiert. Was denkst du, weshalb nehmen Jugendliche im Alter von 12/13 Jahren Marihuana zu sich nehmen?
Ich denke das geschieht aus den gleichen Gründen, wie das die Jugendlichen in allen Generationen (auch unsere) schon gemacht und gesucht haben. Dem Reiz am neuen «verbotenen» sowie natürlich dem näherkommen an die Welt der Erwachsenen. Was sich in den letzten 20 Jahren deutlich verändert hat ist die Zugänglichkeit zu diesen Themen und Substanzen. Marihuana und andere Substanzen sind heute sehr günstig und einfach (auch hier auf dem Lande) zu erhalten. Dabei ist aber festzuhalten, dass die Volksdroge Nr. 1 immer noch der Alkohol ist. Was die Situation aber deutlich verändert hat ist die Digitalisierung und das Internet sowie die stark erhöhte Mobilität unserer Gesellschaft. Früher war ich für den Ausgang auf ein Auto angewiesen und dies erhöhte eine «Grundsätzliche Zugänglichkeit» automatisch auf den Level von 18 Jahren.
Du bist ebenfalls in Elgg aufgewachsen. An welchen ‚Jugend‘-Streich kannst du dich noch erinnern?
Wir sind sehr gerne, übrigens mit der stillschweigenden Einwilligung des damaligen Bademeisters, in lauen Sommernächten im Schwümbi baden gegangen. Auch habe ich unrühmlicher Weise geschafft, dreimal hintereinander dieselbe Strassenlaterne mit einem Fussball herunter zu holen.
Was kommt dir beim Stichwort ‚Elgger Nationalfeiertag‘ spontan in den Sinn?Natürlich der Äschli.
Was bedeutet dir der Äschli bzw. verbindet dich mit dem Äschli?
Ich war als Schüler und Jugendlicher ein begeisterter Äschlibueb. Insbesondere das trommeln hatte es mir sehr angetan. Auch heute ist die Tagwacht mein persönliches Highlight. Ich geniesse heute noch den ganzen Tag und Abend mit all seinen Klängen, Gerüchen und natürlich Gesprächen mit alten Bekannten.
Du warst mehrere Jahre als „Weisshöseler‘ bei den Tambouren. Warst du auch mal im Äschlikader?
Nein, ich habe mich «nur» einmal gestellt, dies in der dritten Sek als Hauptmann. Dabei bin ich allerdings einem anderen Mitbewerber unterlegen. Für mich war aber klar, Hauptmann oder Trommeln, dazwischen gab es keine Alternative für mich.
Der Äschli ist ein alter Brauch, der ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Teilnehmen dürfen nur ledige Buebe im Alter von ca. 6 und 16 Jahren. In den 70-ziger Jahren konnte jedoch mal ein Meitli bei den Tambouren mitmachen. Seit einiger Zeit wird nun darüber debattiert, ob man auch Meilti am Umzug zulassen sollte. Was hältst du von dieser Idee?
Seit ich Vater von zwei Töchtern bin, sehe ich die Sache etwas pointierter. Ich sehe keinen Grund warum die Mädchen nicht mittun sollen. Da ich zwei ältere Schwestern habe, kenne ich dieses Thema aber schon aus meiner Kindheit, auch dannzumal wurde diese Sache am Familientisch heiss diskutiert.
Wann hast du mit dem Turnen angefangen?
Ich bin 1980 in die Jugendriege des Turnvereins eingetreten.
Wer war damals dein Lieblingstrainer?
Ich durchlief noch die Ära Karl Egg als Hauptjugileiter. Es waren dann aber die Jungen wie Thomi Fröhlich und Hansi Oettli, welche ich nacheifern wollte.
Auf welche turnerische oder leichtathletische Leistung bist du besonders stolz?
Ich hatte das Glück ein vielseitig begeisterter Turner zu sein. So nahm ich in jugendlichen Jahren an Leichtathletik, Geräte- und Nationalturn Wettkämpfen teil. Später konzentrierte ich mich dann auf die Leichtathletik. Das Speerwerfen und die Schaukelringe blieben meine Lieblingsgeräte. So gelang es mir, an jedem meiner Wettkämpfe den Speer über 40 m weit zu werfen.
Welche ist deine Bestweite im Speerwerfen?
Das war an einem meiner letzten Turnfeste im Rheintal mit 48.60m.
Du bist seit einem Jahr in der Männerriege. Was hat dich dazu bewogen, der Männerriege Elgg beizutreten?
Ich brauchte nach meiner langen aktiven Zeit im Turnverein eine Pause. Wie dann der Übertritt von Turnern der Aktivriege aus dem Turnverein vom aktuellen Vorstand der Männerriege aktiv angegangen wurde, war es für der richtige Zeitpunkt um wieder einzusteigen.
Du hast dich – wie Tom Meier – als neuer Turnleiter zur Verfügung gestellt und wirst Lektionen bei den jüngeren Männerturner geben. Was dürfen wir von dir erwarten?Ich halte mich an das Motto welches mir einmal in einem Leiterkurs mitgegeben wurde:
«In einer Turnlektion sollte tüchtig geschwitzt, etwas Neues erlernt und viel gelacht werden.»
Deine berufliche Tätigkeit ist eher kopflastig. Wie hältst du dich nebst Turnen noch körperlich fit?
Ich benutze in Elgg ziemlich konsequent das Fahrrad. Ebenfalls sind mir ausgedehnte Spaziergänge wichtig. Da ich aber ein ausgeprägter Vereinsmensch bin, mache ich aus meiner Sicht selber zu wenig für meine Fitness.
Wer ist dein Vorbild?
Habe ich so keines. Ich bewundere aber Personen, welche die Gabe und Energie haben für andere Menschen einzustehen.
Wo verbringst du deine Freizeit?
Ich bin gerne mit meiner Familie im Freien und der Natur. Aktuell (letzten Sommer) erfreuen wir uns an unserem Kanu, welches wir als Familie benutzen. Ich fahre sehr gerne Ski und entdecke auf Reisen die Welt.
Welche Persönlichkeit würdest du gerne mal treffen?
Keine im speziellen. Ich habe das Glück in meinem Beruf sehr viele «Persönlichkeiten» kennenlernen zu dürfen.
Welches Buch liest du gerade?
«Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte» von Jonas Jonasson
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Das es mir und meinen Mitmenschen noch besser gelingt, auf unsere Umwelt zu achten und ihr Sorge zu tragen.
Was macht dich glücklich?
Wenn mir jemand ein Lachen schenkt.
Was möchtest du den Lesern noch gerne mitteilen?
Ich wünsche allen Lesern ein gutes und gesundes 2021
Ich danke dir für das Interview.
Text & Bild: Erwin Lutz