Vor sehr langer Zeit regierte ein König auf Schloss Elgg. Was ihm und seinem Hofstaat bei der Planung der königlichen Hochzeit für seine Tochter widerfährt, welche Rolle der Froschkönig und die liebestolle Möchtegernprinzessin Sarah spielen und wie schwierig das Ganze ohne die modernen Kommunikationsmittel der heutigen Zeit ist, durfte das Publikum am vergangenen Wochenende im Werkgebäude Elgg hautnah miterleben. Die Elgger Turnfamilie präsentierte ein humorvolles und kurzweiliges nonstop Programm mit turnerischen Leckerbissen unter dem Motto „Schloss und Schlossleben“.
Den König plagen grosse Sorgen. Wie soll er seine wegen einer grassierenden Pestepedemie im Ausland weilende hübsche Tochter an einen geeigneten Mann bringen? Und weshalb laufen die Bewerber scharenweise davon? Trotz aller Widrigkeiten arbeitet der Hofstaat emsig an den Vorbereitungen für das rauschende Fest. Das ElKi-Turnen startet mit einer Mega-Kissenschlacht auf einem überdimensionalen Himmelbett in den Tag und hat die Sympathien des Publikums sofort auf seiner Seite.
Liebeskummer und andere Sorgen
Schon bald wird klar, weshalb sich kein geeigneter Gemahl für die Prinzessin finden lässt. Denn an ihrer Stelle träumt die an Hof lebende Sarah vom royalen Dasein mit einem Traumprinzen an ihrer Seite. Leider attestiert ihr ihr Zauberspiegel hässliches Aussehen und keinerlei Aussicht auf ein Happy End. Weder im Schlossgarten bei den Gärtnern des Kinderturnens (KiTu), welche die bunten Blumen pflegen und hegen, noch am Schlossbrunnen mit den leuchtend orangefarbenen Koi-Karpfen der kleinen Mädchenriege findet sie ihre Erfüllung. Nicht einmal der Froschkönig wartet dort auf ihren erlösenden Kuss.
Schon bald rückt der etwas dusselig wirkende Kessel-Ueli in breitem Berndeutsch auf den Plan. Er soll alles richten und die Magd Trudi und das Dienstmädchen Sophie in ihrer Arbeit unterstützen. Leider haben sie nicht damit gerechnet dass Ueli unsagbare Angst vor Gespenstern hat. Dass es davon auf Schloss Elgg sehr viele gibt, zeigt die grosse Mädchenriege auf eindrückliche Art. Für die Leiterinnen dieser Riege war es eine grosse Herausforderung die über 30 Mädchen in einem Tanz auf der Bühne in Szene zu setzen. Neben den Gespenstern treiben auch die Fledermäuse der kleinen Jugi ihr Unwesen. Sie fliegen an Trapez und auf dem Minitramp gekonnt durch die Lüfte. Als letzter Rettungsanker zur Findung eines Schwiegersohns veranstaltet der König ein Ritter-Tournament, welches die grosse Jugi mit akrobatischen Einlagen gekonnt umzusetzen vermochte. Dumm nur, dass just in dem Moment, als der Sieger des Tuniers, der grosse Wolfgang Antonio Heiri Hasenfratz von Wertmüller zum Ritter geschlagen werden soll, die liebestolle Sarah auftaucht und auch diesen Kandidaten vom Schloss vertreibt. Um von den Sorgen abzulenken, lädt der König zu einem mittelalterlichen Ess- und Saufgelage ein. Die sowie temporeiche als auch attraktive Sprung- und Barrenkombination des Turnvereins (TV) wusste das Publikum zu begeistern.
Höhenflüge und Tanzeinlagen
Um der herrschenden Unordnung nach der Völlerei Herr zu werden, holen sich Sophie und Trudi Unterstützung bei den Mägden vom Damenturnverein (DTV). Die weit über zwanzig Turnerinnen zeigten ihr Können am Schulstufenbarren und wurden mit herzlichem Applaus belohnt. Nicht nur Untertanen des Königs wurden von der Pest dahin gerafft, auch der Hofnarr viel der verheerenden Krankheit zum Opfer. In die Schweizer-grössten-Talente-Manier sucht er deshalb einen geeigneten Hofnarr. Einer der Bewerber ist, wie könnte es anders sein, der Kessel Ueli, welcher den Contest prompt gewinnt. Eine ganze Truppe von Hofnarren des Geräteturnens der Jugi zeigt eine Reihe von waghalsigen Sprüngen auf dem Doppelminitramp, bevor die Putzaktionen in den Stall und zu einem Tanzreigen mit Turnelementen am Reck der mittleren Mädchenriege führen. Weiter geht die Arbeit bei den Mädchen des Geräteturnens in der Waschküche, denn auch die Wäsche soll in strahlendem Weiss erscheinen. Sie zeigen graziös ihr Können beim Bodenturnen und am zum Reck umfunktionierten Barren. In der Folge gönnen sich Dienstmagd, Hofdame, der Hofschreier und Sarah eine Pause. Das Publikum ertappt sie beim Beobachten der Männer im Schlosshof. Vorallem Sarah macht sich grosse Hoffnungen, dass sie einen der strammen Elgger Männer der Männerriege (MR) für sich gewinnen kann. In einer unterhaltsamen Nummer sorgen diese für beste Unterhaltung. Leider grassiert die Pest immer noch in Teilen des Schlosses. Diesem Übel fühlen die jugendlichen Geräteturnerinnen und –Turner von DTV und TV auf den Zahn. Auf der Airtrackbahn beim Bodenturnen und an den Schaukelringen zeigen sie gekonnt ihr Können und machen so der Pest den Garaus. Es ist dem König zu gönnen, dass er nun, da die Epidemie besiegt ist, sich auf die Rückkehr seiner Tochter aus dem Exil in Irland freut. Die Prinzessin wird von den Irischen Edeldamen des Frauenturnvereins begleitet, welche zu passenden Klängen einen anspruchsvollen irischen Tanz zum Besten gab.
Eigentlich könnten alle nicht glücklicher sein, aber ein passender Bräutigam ist noch immer nicht gefunden. Zudem sieht die Möchtegernprinzessin Sarah in der echten Prinzessin eine Konkurrentin bei der Suche um den perfekten Prinzen. Wie in einem richtigen Märchen üblich, rettet der Held, in diesem Fall der Kessel-Ueli die Königstochter und gewinnt so deren Liebe und die Gunst des Königs. Einer Hochzeit und der anschliessenden grossen Party von DTV und TV steht nichts mehr im Weg. Die Turnerinnen und Turner zündeten zu mitreissender Musik ein Feuerwerk ihres Könnens. Auf hohem Niveau wechseltenn sich Salti und Überschläge am Boden mit atemraubenden Sprüngen auf dem Schleuderbrett. Die Aerobic Choreographien rundete die tolle Vorstellung ab und machte beste Werbung für den Turnsport.
Über 300 Mitwirkende auf der Bühne
Für die Zuschauer unübersehbar war die Freude und Leidenschaft, mit welcher alle Mitwirkenden bei der Sache waren. Die Turnleitenden aller Riegen und Vereine gestalteten kreative und originelle Vorführungen, welche das Publikum auch von turnerischer Seite zu überzeugen vermochte. Der herzliche Applaus und zahlreichen Zugaben vorallem am Samstagabend zeugten davon. Über 300 Akteure, davon 190 Kinder brachte die Turnunterhaltung auf die Bühne und das Werkgebäude kapazitätsmässig an seine Grenzen. Die Zahlen sprechen für sich: Der Elgger Turnsport lebt und ist keineswegs verstaubt.
Text: Marion Isliker / Bild: Dominik Zürcher
Für die Geschichte und das Schauspiel zuständig waren:
Nadine Bluntschli, Eliane Kündig, Fabienne Kupper, Simona Rickenmann,
Pascal Hinderling, Tom Meier und Kaspar Oppliger.
Regie: Daniel Isliker
Kostüme und Maske: Karin Keller