Turnverein

Eine Turnfahrt die ist lustig eine Turnfahrt die ist streng…

Bereits am Freitagabend 18.9.2009 stutzte ich meine Ohren und überlegte, ob Organisator Tom gerade die Zieldestination ungewollt verraten hat oder ob dies eine fiese Ablenkung war. Denn er bestritt sein 100 Kilometer langes Vereinsreisli mit dem Militär bereits am Mittwoch vor unserer Turnfahrt und war nun mit den Krücken unterwegs. Auf die Frage, ob er auch mitlaufe, meinte Tom nur, dass er lieber mit der Bahn auf den … fahren werde als mit uns den happigen Anstieg in Angriff zu nehmen. Naja, nachdem auch noch der zweite Organisator Ivo ins gleiche Horn bezüglich der sehr steilen Wanderung blies, traf ich am Samstagmorgen 19.9.2009 doch mit einem etwas mulmigen Gefühl am Bahnhof zur diesjährigen Turnfahrt des TV Elgg ein.

Doch mit dem ersten Aperitif im Zug nach Winterthur verflog auch der Gedanke an die angeblich anspruchsvolle Wanderung vom Sonntag schnell und ich konnte in vollen Zügen die Reise nach Luzern geniessen. Bei den Lozärnern (jaja, die schreiben das dort so…) angekommen, bestieg ich das Kursschiff und nahm mit meinen Turnvereinskollegen gleich alle Sitzplätze im Heckbereich ein. Gemütlich sitzend und den Japanern lauschend, genoss ich die imposante Bergwelt rund um den Vierwaldstättersee.
In Hergiswil war dann Endstation und ich durfte mich auf eine interessante Führung in der 192 Jahre alten Glasbläserei freuen. Vor allem die unterschiedlichen Glasformen, die je nach Betrachtungswinkel zu äusserst skurrilen Sujets führten, hielt uns lange Zeit im Banne.
Nach der Besichtigungstour musste ich doch glatt das „Zwipfessen“ unterbrechen und meine Kamera zücken, da sich ein mutiger Turner nur mit Unterhosen und T-Shirt bekleidet auf den Weg zu einem sogenannten Velopedalo machte. In der Hoffnung, dass es was zu lachen gibt, filmte ich mit meiner Kamera den Wasserstart des Turners, doch leider hatte er das wacklige Gerät total unter Kontrolle und flitzte elegant über den Vierwaldstättersee. So durfte er sich anschliessend doch noch trocken mit uns auf die erste, kürzere Wanderung aufmachen.

Nach einem gemütlichen Marsch durch Wald und Tal bezog ich schliesslich meine Unterkunft im Sportcamp in Melchtal. Hier stellte ich das erste Mal fest, dass in meinem Rucksack mittlerweile ungewohnt viel Platz herrschte und er auch wesentlich leichter war… Da nun Abendessenszeit war, montierte ich meinen Vereinstrainer und die Flipflops, sowie alle anderen Turner auch, und machte mich auf den Weg zum Essen im 1000 Meter entfernten Restaurant. Hier genoss ich den Spaghettiplausch mit diversen Saucen und verdaute das zu mir genommene anschliessend bei Jass und Bier. Die Stimmung unter den Turnern war ausgelassen und immer wieder sang ich – oder je nachdem wer man fragte wohl eher johlte ich – aus dem Liederbüchlein verschiedene Turnerlieder. Der Abstieg zu fortgeschrittener Stunde zurück zur Unterkunft war dann mit den Flipflops eher mühsam. Dies musste ein Turner schmerzhaft erfahren, als er bei stockfinsteren Verhältnissen eine steile Böschung hinunter flog. Zum Glück zog er sich keine Verletzungen zu und kam nur mit dem Schrecken davon.

Als dann am Sonntagmorgen früh der Wecker klingelte, wäre es mir lieber gewesen, ich hätte am Vorabend nicht so lange mitgesungen und wäre etwas früher schlafen gegangen. Doch ein Turner lässt sich nicht so schnell unterkriegen, also schlüpfte ich in meine Wanderschuhe und fuhr mit Bus und Zug nach Alpnachstad, wo mir der Magen in Anbetracht des bevorstehenden Aufstiegs wieder etwas flauer wurde. Trotzdem schnallte ich mir den Rucksack ein wenig enger und machte mich mit fast allen Turnern auf die Wanderung. Bereits der Anstieg zum Pilatus – ich hatte übrigens recht behalten mit meiner Annahme am Freitagabend bezüglich der Zieldestination – liess mich vorahnen, dass dies kein Spaziergang werden würde. Prompt ging es satte zwei Stunden nur bergauf und manch einer hatte während dem Anstieg nicht mehr so viel zu erzählen…

Erschöpft durch diesen Anstieg entschied ich mich in der Mittelstation in die steilste Zahnradbahn der Welt umzusteigen. Schliesslich wollte ich auch diese Fahrt einmal erlebt haben. Eine Handvoll zähe Turner hingegen nahmen auch den zweiten Teil des Aufstieg auf sich und durfte oben auf dem Pilatus angekommen, stolz auf ihre Leistung sein! Ich hingegen fuhr mit der Bahn etwas gemütlicher auf den Berg und nahm dann auf der Sonnenterasse mit den anderen Turnern Platz. Wobei Sonnenterasse an dieser Stelle etwas übertrieben ist, da mir mehrheitlich kühler Nebel ums Gesicht zog. Während ich meinen letzten Schüblig ass und jasste, bestaunte ich die vielen Bergdolen und ihre Flugkünste. Doch nicht alle Turner hatten Freude an diesen Vögel, denn nachdem der Jüngling das zweite Mal Opfer eines geschäfteerledigenden Vogels wurde, wechselte er den Platz. Da darf man wahrhaft von einem Scheissplatz sprechen…

Anschliessend ging es dann für alle mit der Seilbahn wieder runter vom Pilatus Richtung Luzern. Kaum beim Bahnhof Luzern angekommen, stellte ich doch etwas geschockt fest, dass mir die fotografierenden Asiaten auf dem Pilatus angenehmer waren als die rauchenden Jugendlichen rund um die Bahnperrons. Der Heimweg erfolgte dann nur noch mittels Zug und ich konnte meine Beine etwas baumeln lassen. In Zürich verabschiedete ich noch unseren Neobündner-Student, der wieder nach Samaden in den Schnee musste. In Elgg endete schliesslich unsere diesjährige Turnfahrtodyssee und ich kann auf ein gelungenes Wochenende zurückblicken, ganz nach dem Motto: Eine Turnfahrt die ist lustig aber streng!

Mit einem grossen Dankeschön an die Organisatoren, ein mitgereister Turner